Das Grußwort zur jährlich vom AIDS-Hilfe Weimar und Ostthüringen e.V. sowie dem CSD Weimar ausgerichteten Gedenkveranstaltung wird am Sonntag von Thüringens Justizministerin Doreen Denstädt gehalten.
Denstädt zum Gedenken an die Rosa-Winkel-Häftlinge:
"Queerfeindliche Hasskriminalität, rechtsextreme Stimmungsmache und Wahlerfolge machen uns jeden Tag aufs Neue deutlich, wie wichtig der Einsatz für queere Menschen ist. Das Gedenken an die queeren Opfer des Dritten Reichs wie die Rosa-Winkel-Häftlinge in Buchenwald sollte uns also Mahnung wie Aufgabe sein: Lasst uns weiterhin stark für unsere Demokratie und ihre Werte einstehen, sodass rechte Ideologien, Menschenhass und Queerfeindlichkeit nie wieder die Oberhand gewinnen.
Mit Rudolf Brazda ist 2011 der vermutlich letzte überlebende Rosa-Winkel-Häftling verstorben. Die Botschaften von Brazda sowie der anderen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen müssen wir uns auf die Fahne schreiben. Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt, verurteilt oder gar ermordet werden. Gemeinsam streben wir nach echter Gleichberechtigung, Diskriminierungsfreiheit und breiter gesellschaftlicher Akzeptanz.
Den dafür engagierten Menschen und Organisationen im Freistaat gebührt mein ausdrücklicher Dank, insbesondere dem Christopher Street Day Weimar sowie der AIDS-Hilfe Weimar und Ostthüringen e.V., die Gedenken, Aufklärung, Schutzräume, Demonstrationen und bunte Familienfeste und vieles mehr organisieren."
Im Jahr 2006 wurde auf Initiative des AIDS-Hilfe Weimar und Ostthüringen e.V. in der Buchenwald Gedenkstätte ein Gedenkstein für die Rosa-Winkel-Häftlinge gelegt. Rosa-Winkel-Häftlinge waren die unter Paragraf 175 verfolgten homo- und bisexuellen Männer. Die Häftlingsgruppe galt innerhalb der Konzentrationslagern als eine der untersten Kasten und verzeichnete außergewöhnlich hohe Todesraten. In Buchenwald waren ungefähr 650 Rosa-Winkel-Häftlinge interniert, die überwiegend zur besonders schweren Arbeit im Steinbruch eingesetzt wurde. Circa die Hälfte überlebte die Zeit im KZ Buchenwald aufgrund gezielter Mordaktionen sowie den unmenschlichen Umständen nicht. Rudolf Brazda verbrachte knapp drei Jahre in Buchenwald und galt bis zu seinem Tod 2011 als letzter überlebender Rosa-Winkel-Häftling.